flowful

View Original

Oktober 2022 #Gestalten: Waldgarten in Witten

Hintergrund zum Waldgarten Projekt in Witten

Im Rahmen des EU-geförderten Projektes ‚Gärten für die Gemeinschaft (Förderung im Rahmen der Richtlinie REACT-EU "Förderprogramm Grüne Infrastruktur) wurde das Flowful Collective durch die Entwicklungsgesellschaft für ganzheitliche Bildung e.V beauftragt das Design für ein Waldgartensystem im Nordosten der Projektfläche zu gestalten.

Die Umsetzung und Pflanzung der Waldgartensystems wurde im Rahmen eines Permakulturworkshops zum Thema Waldgärten vorbereitet und final durch uns Qualitätsgesichert.

Zusammenfassung Gestaltungsansatz Waldgarten

Der Waldgarten wurde mit Hinblick auf die Aspekte

  1. Schaffung von Lebensraum,

  2. Artenvielfalt,

  3. Biotopverknüpfung und

  4. essbare Landschaft gestaltet.

Das Gestaltungskonzept des Waldgartens (647m2) fügt sich in das bestehende Baum- und Strauchgehölz nördlich und östlich der Gesamtfläche ein. Die Wuchshöhe der Bäume im Waldgarten wurde so gewählt, dass die Höhe von Norden nach Süden und Osten nach Westen abnimmt. Durch diese Stufenpflanzung wird das genannte angrenzende Gehölz ökologisch durch die gewählte Flora und visuell für den Betrachter in die ‚Gärten für Gemeinschaft‘ integriert.

Von Norden her gesehen beginnt die Stufenpflanzung mit den hochwüchsigen Bäumen Walnuss und Sandbirke (jeweils 15 bis 30m). Von Osten gesehen beginnt die 1. Kronenschicht mit hochstämmigen Sauerkirschen (10-12m) und einer Quitte (Hochstamm, 5m im Südosten). Im Bereich des Teiches wird der bestehende Bewuchs des Wildgehölzes ebenfalls bewusst aufgenommen und durch Schwarzen Holunder und Haselnuss Sträucher in der Waldgartengestaltung integriert. So werden die zwei Biotope miteinander verknüpft und der Übergang zwischen dem Wildbereich und der von Menschen genutzten Fläche verläuft flüssig.

Im Südwesten (Östlich vom Weg) sollen mit verschieden Apfel Sorten (3 bis 5m) und Zwergzwetschgen (2 bis 3m) klassische Obstbäume zum Einsatz kommen. In diesem Bereich werden auch unterschiedliche Pflanzinseln auf der unteren Ebene des Waldgartenkonzeptes die Biodiversität und Lebensraumvielfalt weiter stärken.

Zum Einsatz kommen vier sogenannte Baumgilden, bestehend aus diversen essbaren Stauden und ein- bis zweijährigen Kräutern. Die Pflanzenwahl berücksichtigt dabei den Lichteinfall im Bereich der Baumscheiben (westl. des  Weges und im Süden sonnenliebende Gewächse, nördl. an das Biotop angrenzend Halbschatten- bis Schattengewächse).

Östlich der Stauden/Kräutergürtel und mittig des südlichen Waldgartenbereichs wird eine Kleewiese gepflanzt und östlich davon ein Bereich freigelassen für die Entwicklung einer natürlichen Sukzession, ebenfalls gedacht als Biotopverknüpfung zwischen Waldgarten und Wildgehölz und als Bildungsaspekt für Besucher.

In den Bereichen im Süden lässt die Pflanzdichte und Wuchshöhe nach und findet mit zwei Mirabellen (3 bis 5m) inklusive Stauden- und Kräuterbepflanzung einen Übergang zur Streuobstwiese. Auch im Westen wird auf einen natürlichen Übergang zur Mulde wert gelegt. Die essbare Beerenhecke (westliche des Weges) dient als Windschutz für die starken Südwestwinde in Witten und verstärkt zeitgleich durch eine hohe Pflanzendichte das Waldranderlebnis an den Übergängen zu den weiteren Bereichen der ‚Gärten für die Gemeinschaft‘.  

Die Pflanzdichte der Bäume und den Sträuchern westlich vom Weg wurde nach dem Ziel für ein halboffenes Kronenbild gewählt. Dadurch bestehen natürlicherweise in den ersten 5 bis 10 Jahren Freiräume zwischen den Gehölzen, die zum einen durch zusätzliche Sträucher aber auch durch sonnenliebende Stauden, Kräuter und mehrjähriges Gemüse gefüllt werden können.

Fakten zum Waldgarten Projekt in Witten:

Klient: Entwicklungsgesellschaft für ganzheitliche Bildung e.V

Dauer: 3 Monate zwischen Begutachtung und Implementierung mit regelmäßigen Feedback-Schleifen während des Gestaltungsprozesses

Auftrag: Design und Pflanzenzusammensetzung für ein Waldgartensystem im Nordosten der Projektfläche und anschließende Implementierung.

Gestaltungsprozess:

  1. Begutachtung, Ist-Analyse der Fläche inkl. Klienteninterview

  2. Übersichtsplanung inkl. Systematik eines Waldgartens,

  3. Detailplanung inkl. Pflanzenliste, Baumgildenbepflanzung und integration des Waldgartens in die bestehende Fläche,

  4. Umsetzung im Rahmen eines Workshops und Qualitätssicherung der Pflanzungen

Designer: Robert Starte und Lars Blume

Fläche: 650 qm

Anzahl Pflanzen: 70 heimische Bäume und Sträucher sowie essbare Staudenschichten für 4 Baumgilden.

Waldgartensystem als Teil des EU-Förderprojektes “Gärten für die Gemeinschaft”

Was ist ein Waldgarten? - Die Vorteile eines Essbaren Waldes

Ein Waldgarten, auch als Essbarer Wald oder Nahrungswald (food forest) bezeichnet, ist ein vielseitiges und nachhaltiges landwirtschaftliches System, das die Struktur und Funktion eines natürlichen Waldes nutzt, um Lebensmittel anzubauen. Im urbanen Umfeld und auf dem Land bietet ein Waldgarten zahlreiche Vorzüge, von der Versorgung mit frischen, gesunden Lebensmitteln bis zur Förderung der Artenvielfalt und der Schaffung eines attraktiven Lebensraums.

1. Frische, Gesunde Lebensmittel: Waldgärten sind wahre Lebensmittelwunder. In ihnen gedeihen verschiedene Pflanzenschichten, darunter Bäume, Sträucher, Kletterpflanzen und Bodendecker. Diese Vielfalt ermöglicht den Anbau von Obst, Gemüse, Kräutern und Nüssen in einem reichen ökologischen Umfeld. Dabei reduziert sich der Ertrag je Pflanze das Gesamtsystem durch die Dichte kann jedoch mehr und widerstandsfähiger für die Lebensmittelversorgung genutzt werden.

2. Artenvielfalt Fördern: Anders als herkömmliche Monokulturen fördert ein Waldgarten die Biodiversität. Verschiedene Pflanzenarten schaffen Lebensraum und Nahrung für eine Vielzahl von Tieren und Insekten, was zur Gesundheit des Ökosystems beiträgt.

3. Bodenqualität Verbessern: Die Vielfalt der Pflanzen im Waldgarten verbessert die Bodenqualität. Diese Pflanzen interagieren symbiotisch und helfen dabei, den Boden zu regenerieren und zu nähren, was langfristig zu fruchtbarem Boden und einer Kohlenstoffsenke führt.

4. Attraktiver Lebensraum Gestalten: Ein Waldgarten ist nicht nur ein Nahrungsproduzent, sondern auch ein schöner und beruhigender Ort. Die reiche Pflanzenvielfalt schafft eine naturnahe Umgebung, die zum Verweilen und Entspannen einlädt.

5. Nachhaltige Lebensmittelproduktion: Waldgärten sind inspiriert von natürlichen Wäldern und Permakultur-Prinzipien. Dieser nachhaltige Ansatz zielt darauf ab, Lebensmittel auf umweltfreundliche und regenerative Weise anzubauen, um die Natur zu schützen und lokale Lebensmittelsysteme zu unterstützen.

Waldgärten sind eine innovative Lösung für die Herausforderungen der modernen Lebensmittelproduktion. Waldgärten sind inspiriert von natürlichen Wäldern und Permakultur-Prinzipien, die auf die Nachhaltigkeit und Regeneration des Bodens abzielen. Sie fördern die Wiederherstellung und Erhaltung der Natur und sind eine innovative Antwort auf die Herausforderungen der modernen Lebensmittelproduktion.