Ein Tiny Forest entsteht – Biodiversität auf 260 qm in Rehren
580 heimische Pflanzen, gestaltet nach der Miyawaki-Methode, schaffen Lebensraum und Vielfalt am Rand eines Mehrgenerationenhauses.
Kategorie
Landbasierte Permakultur
Nachhaltigkeit & Resiliente Ökosysteme (Earth Care)
Schwerpunkt
Biodiversität und Habitat für heimische Flora und Fauna durch die Etablierung eines Tiny Forests.
Gestaltungsprozess
Begutachtung und Ist-Analyse des Geländes inkl. Bodentest
Übersichtsdesign und Feedback
Detailplanung und Materialliste
Vorbereitung der Implementierungsphase
Ein Miyawaki-Wald als lebendiges Habitat und Teil eines ganzheitlichen Gestaltungskonzepts
Als Teil eines größeren Permakultur-Gestaltungsprozesses wird in Rehren, vor den Toren der Region Hannover, im ersten Quartal 2024 ein Teil einer ehemaligen Pferdewiese in einen 260 m² großen Tiny Forest umgewandelt. Da die Bodenvorbereitung aufgrund des sehr nassen Untergrunds im November nicht durchgeführt werden konnte, wurde der ursprünglich geplante Pflanztermin (02. und 03. Dezember 2023) ins neue Jahr verschoben. Die ideale Pflanzzeit für Waldsysteme und Einzelbäume in gemäßigten Klimazonen liegt zwischen Ende September und Anfang Dezember (nach dem Laubfall) sowie zwischen Anfang März und Ende April. Entscheidend ist, dass der Boden aufgetaut und nicht zu nass ist.
Bei der Gestaltung haben wir uns von den Wünschen der Besitzerfamilie leiten lassen und ein Permakultur-Element mit hoher Biodiversität und vielfältigen Lebensräumen für heimische Pflanzen- und Tierarten integriert. Dabei folgten wir der klassischen 5-Schritte-Methode nach Miyawaki.
Im holistischen Design des gesamten Grundstücks (5.000 m²) bildet der Tiny Forest die klassische Permakultur-Zone 5. Ein Weg und ein essbarer Wildblumenstreifen trennen ihn vom angrenzenden Waldgarten – einem weiteren Permakultur-Waldsystem. Dieser wiederum geht, erneut durch Weg und Wildblumenstreifen gegliedert, fließend in eine bestehende Streuobstwiese mit Totholz-Habitaten über. Das vollständige Design für das gesamte Grundstück wird nach Fertigstellung hier verlinkt.
Fünf Schritte zum Tiny Forest nach Miyawaki
Standortauswahl
Ein geeigneter Standort wurde ausgewählt – in unserem Fall das Ende des Grundstücks. Dieser Bereich eignet sich ideal als klassische Permakultur-Zone 5 und bleibt zugleich für Umweltpädagogik und die Allgemeinheit zugänglich.Bodenbearbeitung
Der vorhandene Boden wurde sorgfältig analysiert und als geeignet für einen Tiny Forest eingestuft. Im Rahmen der Umsetzung werden zusätzlich heimische Bodenverbesserer eingebracht, um eine fruchtbare, gut durchlüftete Umgebung für die jungen Pflanzenwurzeln zu schaffen.Pflanzenauswahl
Die Auswahl fiel auf eine vielfältige Mischung einheimischer Arten – Bäume, Sträucher und Bodendecker –, die lokal beschafft wurden. Diese Vielfalt bildet die natürliche Zusammensetzung eines heimischen Waldsystems nach. Die Auswahl erfolgte auf Basis der spezifischen ökologischen Bedingungen des Standorts.Pflanzendichte
Die Pflanzen werden auf engem Raum gesetzt – in unserem Fall rund drei Pflanzen pro Quadratmeter. Insgesamt finden etwa 580 Pflanzen auf der Fläche ein neues Zuhause. Diese hohe Dichte fördert ein schnelles Wachstum, natürlichen Wettbewerb und eine dynamische Entwicklung hin zu einem resilienten, artenreichen Ökosystem.Mulchen und Pflege
Eine schützende Mulchschicht wurde aufgebracht, um Feuchtigkeit zu speichern, Unkraut zu unterdrücken und die Bodentemperatur zu regulieren. Besonders in der frühen Etablierungsphase ist eine regelmäßige Pflege entscheidend, um das gesunde Wachstum des jungen Mini-Waldes zu sichern.
Was ist ein Tiny Forest?
Ein Tiny Forest – auch Mini-Wald oder städtischer Mikrowald genannt – ist ein kompakter, dicht bepflanzter Bereich, der die Struktur und Funktion eines natürlichen Waldes auf kleiner Fläche nachbildet. Diese Ökosysteme werden speziell für urbane Umgebungen entwickelt und orientieren sich häufig an der Miyawaki-Methode, benannt nach dem japanischen Botaniker Akira Miyawaki.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Aufforstungstechniken, die meist auf wenige Arten setzen, liegt bei der Miyawaki-Methode der Fokus auf Vielfalt: Dutzende bis Hunderte heimische Baum-, Strauch- und Pflanzenarten werden auf engem Raum gepflanzt. Ziel ist es, ein stabiles, resilientes und artenreiches Ökosystem zu schaffen – und das in einem stark verkürzten Zeitrahmen.
Ein Tiny Forest bringt zahlreiche Vorteile mit sich:
Verbesserung der Luftqualität
Förderung der Artenvielfalt
Abkühlung städtischer Hitzeinseln
Beitrag zu Klimaschutz & Umweltbildung
Darüber hinaus ermöglichen sie eine aktive Einbindung der Gemeinschaft – sei es durch Pflanzaktionen, Pflege oder Umweltpädagogik. Tiny Forests sind damit ein innovativer, nachhaltiger Ansatz für zukunftsfähige Stadtplanung.
Die Miyawaki-Methode: Vielfalt statt Einfalt
Dr. Akira Miyawaki, ein renommierter japanischer Botaniker und Pionier der Waldökologie, entwickelte diese Methode über Jahrzehnte hinweg, insbesondere als Antwort auf die Herausforderungen urbaner Aufforstung. Sein Ansatz basiert auf heimischen Arten, maximaler Diversität und einem dichten Pflanzschema, das den natürlichen Konkurrenzdruck nutzt, um ein schnelles und stabiles Wachstum zu fördern.
Die Miyawaki-Methode wurde mittlerweile weltweit umgesetzt und trägt zur Wiederherstellung natürlicher Ökosysteme, zur CO₂-Bindung sowie zur sozialen und ökologischen Transformation städtischer Räume bei.
Tiny Forests & Permakultur-Prinzipien
Die Prinzipien von Miyawaki stehen in enger Verbindung mit jenen der Permakultur, wie sie von Bill Mollison und David Holmgren formuliert wurden. Hier einige Beispiele:
„Nutze und schätze Vielfalt“ (Holmgren) & „Small-scale intensive systems“ (Mollison)
Statt Monokultur steht Diversität im Zentrum. Eine große Bandbreite an Arten sorgt für Resilienz, reduziert Krankheits- und Schädlingsanfälligkeit und stärkt die ökologische Stabilität.„Setze auf kleine, langsame Lösungen“ (Holmgren) & „Energy efficient planning“ (Mollison)
Durch die Verwendung von Pionierpflanzen wird die Bodengesundheit schnell verbessert. Diese bereiten den Weg für langlebigere Arten – ganz im Sinne einer ressourceneffizienten und regenerativen Entwicklung.„Gestalte erst Muster, dann Details“ (Holmgren) & „Relative location“ (Mollison)
Wie in der Permakultur beginnt auch Miyawakis Methode mit der Beobachtung: Standort, Bodenqualität, Wasserverfügbarkeit und Mikroklima werden genau analysiert, bevor das Pflanzdesign entwickelt wird.„Jedes Element erfüllt mehrere Funktionen“ (Mollison)
Ein Tiny Forest wirkt klimaregulierend, schützt vor Erosion, verbessert die Bodenstruktur, speichert Wasser, fördert Biodiversität – und schafft gleichzeitig Lern- und Begegnungsräume für Menschen. Damit leistet er sowohl ökologische als auch soziale und kulturelle Beiträge.
Wollt Ihr auch einen Tiny Forest etablieren?
Wir unterstützen Euch gerne und führen Euch durch den Prozess. Dabei identifizieren wir gemeinsam mit Euch und nach Euren Wünschen, die für euren Ort maßgeschneiderte Lösung. Ob Tiny Forest, Waldgarten, oder komplette Gestaltung- wir sind für Euch da!