Januar 2023 #Denken: Permakultur im Kleingarten Rostock

 

Hintergrund Permakultur im Kleingarten

Der Kleingarten,der dazu gehörige Ordnungsrahmen und bestehende soziale Strukturen sowie Werte und Normen in einer Kleingartengemeinschaft sind von Kleingartenkolonie zu Kolonie sehr unterschiedlich.

Die Beantwortung der Frage: „Was ist im bestehenden Ordnungsrahmen erlaubt und möglich?“ ist ein wesentlicher Bestandteil eines holistischen Permakulturgestaltungsprozess. Darüber hinaus wird jedes Projekt in einem sozialen Gefüge umgesetzt, daher ist auch eine Analyse dieses Aspektes relevant für den Erfolg und die Freude eines jeden Projektes.

Beide Aspekte stellen Kleingärtner*innen und permakulturbegeisterte Menschen manchmal vor eine Sinnfrage. Wenden wir unser Permakulturwissen überhaupt gemäß der Theorie der Permakultur an? Verstoßen wir dabei eventuell gegen die Kleingartenordnung oder sogar das Bundeskleingartengesetzes?

In bestimmten Situationen kann es vorteilhaft sein, eine externe Evaluationsstudie durchzuführen, um den gewählten Permakultur Designansatz für einen Kleingarten aus einem anderen Blickwinkel zu bewerten. Diese externe Bewertung dient dazu, die Funktionalität zu überprüfen und potenzielles, einfach umsetzbares Verbesserungspotential zu identifizieren. Das Flowful Collective wurde speziell für diesen Fall angefragt und hat sich dazu bereit erklärt, die Situation objektiv zu analysieren und Lösungsansätze aufzuzeigen.

 

Brauch ihr auch eine externe Blick auf Euer Projekt?

Wir unterstützen Euch gerne und führen Euch durch den Prozess. Dabei identifizieren wir gemeinsam wie wir Euch helfen können und wo es optimierungsbedarf gibt. Wir sind für Euch da: info@flowful.org


 

Gegenstand der Analyse

In diesem Fall war die Analysefrage die folgende: “Sind Permakulturprinizpien und die Nutzung von Permakulturtechniken mit der Gartenordnung eines Kleingartenvereins in Rostock vereinbar?dabei wurde die Studie in 3 Kernfragen unterteilt:

  1. Ist die aktuelle Gestaltung der Kleingartenparzelle im Hinblick auf die Gartenordnung des Kleingartenvereins ordungsmäßig?

  2. Wie wirkt sich die Anwendung der Permakulturgestaltung mit Hinblick auf den Naturschutz (z.B. Humusbildung, Wasserspeicherung,Erhöhung der pflanzlichen Artenvielfalt und der Schaffung von Habitat und Rückzugsorten für Insekten) im Stadtgebiet Rostock aus?

  3. Gibt es Ansätze die zur Verbesserung und Harmonisierung des äußeren Erscheinungsbildes der Kleingartenparzelle zum individuellen „Schönheitsverständnis“ der Gärtnergemeinschaft beitragen?

Übersichtsdesign: Permakultur im Kleingarten Rostock

Fakten zur Evaluations- & Machbarkeitsstudie Permakultur im Kleingarten

Klient: Privat (Pächter*in einer Kleingartenparzelle in Rostock)

Dauer: 2 Monate

Designer: Lars Blume

Kategorie: Landbasierte Permakultur

Hauptethik: People Care

Achtsamer Umgang mit den Menschen

Auftrag: Beratung, objektive Begutachtung und Evaluation der Integration von Permakulturaspekten in einen Kleingarten und das Aufzeigen von Verbesserungspotentials.

Prozessschritte: Die folgenden Prozessschritte wurden zur Analyse durchgeführt:

  1. Begutachtung und Ist-Analyse des Gartens,

  2. Überprüfung des rechtlichen Ordnungsrahmens und kommunaler Strategiepapiere,

  3. Evaluation der bereits umgesetzten Maßnahmen

  4. Identifizierung von Optimierungsmaßnahmen zur Beruhigung der “sozialen schieflag” in der Kleingärtnergemeinschaft

  5. Kommunikation: Die Pächter*in wurde bei der Kommunikation der Ergebnisse, beim Vorstand des Kleingartenvereines und bei der Einordnung der Ergebnisse unterstützt und beraten.

Produkt: Evaluationsbericht

Kurzfassung der Ergebnisse Permakultur im Kleingarten in Rostock:

Grundsätzlich sind Permakultur-Elemente im Kleingarten sowie die Permakultur-Gestaltung und Philosophie im Einklang mit dem rechtlichen Ordnungsrahmen. Die Hansestadt Rostock begrüßt diese sogar in ihren verschiedenen Strategiepapieren ausdrücklich. Der geprüfte Kleingarten erfüllt sowohl die Vorgaben der Kleingartenordnung als auch die Prinzipien der Permakultur.

Permakultur bietet vielfältige Wege und Möglichkeiten, sie in einem Kleingarten zu integrieren. Der Kleingarten eignet sich ideal, um die Permakultur zu nutzen, um effektiv mit begrenztem Raum zu arbeiten und im Einklang mit der Natur zu sein. Die Kombination von Kleingarten und Permakultur-Prinzipien schafft eine harmonische Gartenumgebung, die die Nutzung begrenzten Raums maximiert, nachhaltige Praktiken fördert, den ökologischen Fußabdruck verringert, eine kontinuierliche Ernte gewährleistet und ein Gefühl der Gemeinschaft und des Lernens unter Gärtner*innen fördert.

Im analysierten Beispiel wurden anfangs aus Zeit- und Kostengründen einfachste Mittel verwendet, um Struktur und Permakultur-Elemente zu integrieren. Diese einfachen Ansätze könnten von außen als unordentlich erscheinen. Unsere Studie zeigt auf, dass hier Optimierungspotenzial besteht und Schritte definiert werden können, um das äußere Erscheinungsbild zu verbessern.

Es ist wichtig, dass alle Beteiligten diesen Prozess wohlwollend und mit Verständnis begleiten, damit die positiven Effekte der Permakultur nicht allein aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes abgelehnt werden. Die bedeutenden und positiven Effekte dürfen nicht übersehen werden.

Abschließend ist zu betonen, dass ein Gesamtkonzept und ein Umsetzungsplan für die Parzelle existieren. Dieser Plan zeigt, dass ein ganzheitlicher Designansatz verfolgt wird, und der aktuelle Stand lediglich eine Momentaufnahme ist.

Warum Permakultur ideal zum Konzept Kleingarten passt!

Bundeskleingartengesetz § 3 Kleingarten und Gartenlaube: Die Belange des Umweltschutzes, des Naturschutzes und der Landschaftspflege sollen bei der Nutzung und Bewirtschaftung des Kleingartens berücksichtigt werden.

Neben des Paragraphen §3 des Bundeskleingartengesetztes harmoniert auch deie "Drei-Drittel-Nutzung" im Kleingarten perfekt mit den Prinzipien der Permakultur.

  • Das erste Drittel, das dem Anbau von gärtnerischen Erzeugnissen gewidmet ist, spiegelt das permakulturelle Prinzip der Vielfalt und nachhaltigen Lebensmittelproduktion wider. Durch die Integration von Mischkulturen, mehrjährigen Pflanzen und kompostbasierten Anbaumethoden kann ein ökologisch verträglicher und regenerativer Anbau erreicht werden.

  • Im zweiten Drittel, das für bauliche Nutzung vorgesehen ist, kann die Permakultur durch das Prinzip "1 Element, Mehrere Funktionen" angewendet werden. Strukturgebende Elemente wie Gewächshäuser oder Lauben können nicht nur ästhetisch ansprechend sein, sondern auch mehrere Zwecke erfüllen, wie z.B. Regenwassersammlung oder Schutz für empfindliche Pflanzen.

  • Das letzte Drittel, das der Erholungsnutzung gewidmet ist, reflektiert das permakulturelle Prinzip der Integration von Menschen in das Ökosystem. Durch die Schaffung eines entspannenden und inspirierenden Gartenumfelds wird nicht nur die Verbindung zur Natur gestärkt, sondern auch eine nachhaltige und ganzheitliche Lebensweise unterstützt.

Hier noch mal in 5 Punkten zusammengefasst:

  1. Effiziente Raumnutzung: Kleingärten bieten in der Regel begrenzten Platz. Die Prinzipien der Permakultur zur Maximierung der Ressourcennutzung, Mischkultur und vertikalen Gartenbau ermöglichen eine effiziente Nutzung des vorhandenen Platzes und ermöglichen eine größere Vielfalt an Pflanzen und Funktionen im Garten.

  2. Nachhaltigkeit und Artenvielfalt: Permakultur fördert nachhaltige Gartenbaupraktiken wie Kompostieren, Mulchen und ökologischen Gartenbau. Diese Praktiken entsprechen dem Wunsch der Kleingartenbesitzer, die Artenvielfalt und ökologische Balance in ihren kleinen Parzellen zu erhalten.

  3. Verminderter Umwelteinfluss: Sowohl Kleingärten als auch Permakultur betonen die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks beim Gärtnern. Praktiken wie Regenwassernutzung, der reduzierte Einsatz von Chemikalien und die Minimierung der Abfallerzeugung sind integraler Bestandteil der Permakultur und ergänzen die umweltfreundlichen Ziele der Kleingärten.

  4. Ganzjährige Produktion: Die Fokussierung der Permakultur auf mehrjährige Pflanzen und Obstbäume erhöht die ganzjährige Lebensmittelproduktion in Kleingärten. Dies ermöglicht den Gärtnern eine kontinuierliche Ernte und maximiert die Vorteile ihres begrenzten Gartenraums.

  5. Gemeinschaft und Bildung: Kleingartengemeinschaften leben oft von geteiltem Wissen und Erfahrungen. Die Prinzipien der Permakultur fördern die Zusammenarbeit, Workshops und das voneinander Lernen. Diese Synergie fördert ein Gemeinschaftsgefühl und bietet eine Plattform für Kleingartenbesitzer*innen, ihre Gartenkenntnisse zu erweitern.


Einblicke in den Garten und die verschiedenen implementierten Permakulturelemente